In manchen Fällen kommt es trotz mehrfacher Versuche eines Embryotransfers mit morphologisch guten Embryonen trotzdem leider noch immer nicht zum Eintreten der gewünschten Schwangerschaft. In dieser Situation kann ein weiterer diagnostischer Schritt, das sogenanntes Endometrium-Scratching, hilfreich sein. Hierbei wird in der zweiten Zyklushälfte nach Desinfektion der Scheide ein dünner Katheter über den Gebärmutterhals in die Gebärmutterhöhle eingeführt und eine kleine Probe der Gebärmutterschleimhaut entnommen.  Da nur eine kleine Probe entnommen wird, sind die Risiken (wie z.B. Blutungen, Verletzungen, Infektionen) sehr gering.  

(Diese diagnostische Untersuchung wird in der zweiten Zyklushälfte durchgeführt; daher sollte im Vorfeld sichergestellt werden, dass in diesem Zyklus keine Schwangerschaft erzielt worden ist, die ggf. durch diese Untersuchung gestört werden könnte.)

Eine so gewonnene Endometrium-Biopsie kann für folgende Untersuchung genutzt werden:

1. Bestimmung der uterinen natürlichen Killerzellen (uNK-Zellen)

Natürliche Killerzellen liefern einen wichtigen Beitrag bei der angeborenen Immunabwehr des Menschen. Es konnte jedoch gezeigt werden, dass eine gestörte Konzentration an uterinen NK-Zellen in der mütterlichen Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) zum Einnistungsversagen des Embryos oder aber auch einer erhöhten Rate an Fehlgeburten durch Abstoßungsreaktionen führen kann. Eine Untersuchung dieser Zellen kann daher hilfreiche Informationen für einen ggf. weiterführenden Einsatz von einer immunmodulierenden Therapie liefern.

2. Bestimmung der uterinen Plasmazellen

Chronische Entzündungen der Gebärmutterschleimhaut können eine erhöhte Konzentration an Plasmazellen aufweisen, bleiben jedoch häufig unerkannt, da sie ohne jegliche Symptome (Unterbauchschmerzen, Blutungen, Ausfluss) verlaufen können. In diesem Fall kann eine Behandlung mit einer Antibiotika-Therapie zum Rückgang der Entzündung führen und damit die Chancen auf eine Schwangerschaft verbessern.

3. Bestimmung der uterinen regulatorischen T-Zellen (Treg Zellen)

Für die Steuerung von überschießenden Immunreaktionen sind in unserem Körper regulatorische T-Zellen mit verantwortlich. In der Gebärmutter spielen diese Zellen eine wichtige Rolle bei der Einnistung und Akzeptanz des Embryos. Wenn sich in der Gebärmutter zu wenige dieser Treg Zellen befinden, kann sich dies entsprechend nachteilig auf die Einnistung des Embryos auswirken sowie zu frühen Aborten führen. In dieser Situation kann die Gabe einer HCG-Spülung in die Gebärmutter vor dem Embryotransfer eine Rekrutierung von Treg Zellen bewirken und zu einer verbesserten Vorbereitung der Gebärmutterschleimhaut, einer gesteigerten Gefäßentwicklung und entsprechend einer verbesserten Ausbildung des Mutterkuchens führen. Damit können in diesen Fällen die Chancen auf eine gute Versorgung des Embryos und einen ungestörten Schwangerschaftsverlauf erhöht werden.

4. Mikrobiom-Bestimmung der Gebärmutter

Bei wiederholten Fehlgeburten oder Einnistungsversagen nach bereits stattgefundenen Embryotransfers könnte auch eine gestörte mikrobiologische Flora der Gebärmutterschleimhaut mit verantwortlich sein. Neben krankheitsverursachenden Bakterien (z.B. Gonokokken oder Chlamydien) kann auch bereits eine gestörte Zusammensetzung der physiologisch vorkommenden Bakterien einen Störfaktor darstellen.

Sollte bei dieser Untersuchung eine gestörte bakterielle Besiedlung erkannt werden, kann eine Therapie mit Milchsäurebakterien oder eine gezielte antibiotische Therapie hilfreich sein um das Gleichgewicht wieder herzustellen.

5. ERPeak-Test (Bestimmung des besten Einnistungszeitpunktes)

Um eine Schwangerschaft erzielen zu können, ist der Zeitpunkt der Einnistung des Embryos während eines IVF-Zyklus ein entscheidender Erfolgsfaktor. Die Einnistung des Embryos ist jedoch nur innerhalb einer kurzen Zeitspanne innerhalb des Zyklus möglich, wenn die Gebärmutterschleimhaut genau die richtige Zusammensetzung hierfür aufweist – das sogenannte Implantationsfenster. Normalerweise ist dieses Zeitfenster am 5. Tag nach dem Eisprung bzw. der Follikelpunktion. Es konnte jedoch gezeigt werden, dass bei ca. 30% der Frauen die Gebärmutterschleimhaut entweder etwas früher oder später als Tag 5 für die Einnistung geeignet ist. Dies kann mit Hilfe des ERPeak-Tests untersucht werden. Hierbei wird in einem simulierten Kontroll-Zyklus am normalerweise vermuteten Einnistungstag 5 eine kleine Probe der Gebärmutterschleimhaut mit einem feinen Katheter entnommen und in einem hierfür spezialisierten Labor mittels spezifischem Gen-Test analysiert. Je nach Test-Ergebnis kann dann entsprechend ein individuell angepasster Embryotransfer am optimal für die Patientin angepassten Zeitpunkt durchgeführt werden und somit die Chance auf eine Schwangerschaft erhöht werden.

(Die Bestimmung der uNK-Zellen, uterinen Plasmazellen sowie der uterinen Treg Zellen können aus einer Endometrium-Probe bestimmt werden. Für die Mikrobiombestimmung und den ERA-PEAK sind jeweils getrennte Proben notwendig.)